Sonntag, 1. März 1970

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Der Anfang war also gemacht. Der Verein bestand, hatte acht Mitglieder (wovon bereits vier zur Vorstandschaft gehörten), hatte ein Vereinslokal, keinen Ball, kein Sportdress, keinen Sportplatzund ...kein Geld. Und ohne Geld ist eben nirgends etwas anzufangen. Alles, was in den folgenden Wochen an Zahlungen herankam, musste von ein paar Männern bezahlt werden. Herr Schwarz, Herr Behner, Herr Schiegg, Herrchen und Herr Lohmeyer mussten oft und tief in ihre eigenen Taschen greifen. Dabei blieb es natürlich nicht aus, dass der eine oder der andere bald genug hatte. Der erste, der absprang, war Herr Dohnen. Herr Karl Lohmaier wurde darauf 2. Vorstand. Inzwischen war die Zahl der Mitgliederauf 20 angestiegen und es war an der Zeit, an den eigentlichen Vereinszweck - dem Fußball- heranzugehen. Zunächst galt es, Vereinssatzungen auszuarbeiten und beim Bayerischen Landessportverband in Vorlage zu bringen. Dies allesbesorgte Herr Schwarz, der erste Vorstand. 

Noch aber waren keine aktiven Fußballer als Mitglieder im Verein. Unermüdlich wurde geworben, um jeden Mann wurde gefeilscht. Leider bewahrheitete es sich auch hier wieder, dass sehr viele Leute aus einer Bierlaune heraus zum Mitglied des Vereins wurden, die es mit dieser Mitgliedschaft gar nichternst nahmen. So war am Anfang ein steter Wechsel zu verzeichnen und man wusste oft gar nicht, ob dieser oder jener noch, oderschon wieder Mitglied ist. 
Einer der 1.Spielerpässe

Die Vorstandschaft nutzte indessen die Zeit für die Vorbereitungen zur Gründungsfeier. Und am Samstag, den 24. März fand diese Gründungsfeier im Vereinslokal „Herzogkrone“ statt. Bei dieser Gründungsfeier wurde eine ganze Reihe von neuen Mitgliedern aufgenommen. Das für den Verein Wichtigste aber war, dass unter ihnen eine Anzahlvon jungen aktiven Fußballern waren: Herbert Heckl, Franz undWalter Adam, Richard Schustereder, Egon Guthmann, Theo Hönig und Ludwig Koller. 

Das waren also die Ersten, die bereit waren, in Zukunft das Trikot des FC Schwabing zu tragen. Bald folgten weitere Neuaufnahmen von Aktiven wie Kurt Pany, Ludwig Scheuenstuhl, Theo Reiser. Und so konnte es nicht ausbleiben, dass diese Leute nun auch spielen wollten. Noch aber war keine Spielkleidung vorhanden. Woher diese nehmen? Wieder einmal waren es die “Alten“- Herr Schiegg, Otto Schwarz, Herr Behner und Herr Lohmaier - die auch hier Abhilfe schufen.

1956 - 2


Und dann geht`s los.
Zuerst sind es nureben diese drei, die sich in diese Liste eintragen lassen. Dann werden noch zwei oder drei Unentschlossene überredet, daraufhin entschließt sich noch einer von selbst und zu guter Letzt muss auch der Wirt noch her. Denn der wird ja nun im Nu seinen Umsatz nicht nur steigern, sondern bestimmt verdoppeln, nachdem sein Lokal einen Verein beherbergt.


Fragt nun - überall da - wo der Fußball rollt. Überall, bei jedem Verein, ist es so oder so ähnlich angegangen. Auch beim FC Schwabing!

1.Fußball-Freundschaftsspiel am 20. Mai 1956
FC Hebertshausen I - FC Schwabing 1956
v.l. Otto Guthmann, Richard Schustereder, Ludwig Koller, Egon Guthmann,
Theo Hönig jun., Herbert Heckl, Walter Adam
unten: Klaus Erhard, Franz Adam, Josef Baur, Hans Behner

1956, in den Januar- und Februar -Abenden saß so ein Stammtisch inder Gaststätte Herzogkrone, Ecke Herzogstraße / Fallmerayerstraße zusammen. Und etwa so, wie im oben angeführten Beispiel, kam es auch hier. Es war Ende Februar 1956, da kam der Abend, an dem die besagte Liste auftauchte. Als Erster stand auf dieser Liste Otto Schwarz. Es folgten die Namen Cohnen, Lohmeier, Schiegg, Maier, Behner und Reim. Das war die Gründungsversammlung. Herr Otto Schwarz, der Initiator dieser Versammlung überhaupt, wurde gleich an diesem Abend zum 1. Vorstand gewählt. Herr Cohnen zum 2., Herr Maier zum Schriftführer und der Gastwirt, Hans Behner, zum Kassier. Die nächste Frage war: „Wie soll der Verein heißen?“ 


Nun, auch hier wurde schnell eine Einigung erzielt. Der größte und berühmteste Stadtteil Münchens hatte noch gar keinen Fußballverein, der seinen Namen trägt. Was lag näher, als den eben ins Leben gerufene Verein diesen Namen zu geben. Und so entstand an diesem Abend der F.C. Schwabing 1956.

1956 - 1



Es fing an, wie es mit jedem anderen Verein auch angefangen hat. Ein paar Männer, jüngere und auch ältere, ein Biertisch in irgendeiner kleinen Gaststätte und die dazugehörigen Diskurse.

Da erzählt einer von einem Film, den er sich eben angesehen hat. Ein Zweiter weiß von einem Unfall zu berichten. Ein Dritter hat sogar Soraya - die persische Kaiserin - im Salvatorkeller gesehen. 
Und irgendwann kommt todsicher einer dazu, der die Sprache auf den Fußball bringt. 

Wo aber gibt es heutzutage noch einen Tisch voll Männer, die nicht in irgendeiner Form - sei es

als aktiver Spieler, als Zuschauer oder gar als Funktionär - zu tun gehabt hätten? Und dann kommen unweigerlich die berühmten Erzählungen der älteren Jahrgänge über ihre “Schlachten“, die sie als “junge Burschen“ bei diesem oder jenem Verein mitgemacht haben. 

Es braucht dies nicht immer alles wahr zu sein, aber es gefällt ihm, davon zu erzählen. Sehr oft glaubt er es sogar selber. Und seine aufmerksamen Zuhörer glauben es ihm auch. Das heißt, sie tun wenigstens so, als würden sie es glauben. Bis dann einmal einer, womöglich ein Jüngerer, zu dick aufträgt.


Dann kommen mit Bestimmtheit die Wetten, wie sie unter Fußballern immer und überall abgeschlossen werden. Das war dann der erste Abend.


Nachdem man aber nun einmal ein gemeinsames Interessensgebiet festgestellt hat, ruhen die Gespräche um den Fußball auch am nächsten und den folgenden Abenden nicht. Es kommen noch andere dazu, die die etwas laut geführten Unterhaltungen schon seit einigen Tagen zwei oder drei Tische weiter entfernt verfolgt haben.

Schon sind es 7, 8 oder 10 - und auf einmal fällt das Stichwort: „Verein!“


Irgendeiner hat nun hat nur so nebenbei die Bemerkung fallen lassen. Man könnte doch einen eigenen Fußballverein aufmachen, nachdem man sich seit 5 oder 6 Abenden über nichts anderes, als über Fußball, unterhalten habe. Er meint dies gar nicht so ernst, aber 2 oder 3 sind plötzlich wie elektrisiert. Einen eigenen Verein? Das wäre gar nicht so schlecht.


Und diese 2 oder 3 sprechen auf dem Nachhauseweg und zum Schluss an der Kreuzung, an der sich ihre Wege trennen, noch immer über die “Sache“. Und wenn sie dann auseinander gehen, dann steht es für diese drei schon fest:


„Wir machen einen eigenen Verein.“


Einer hat bis zum nächsten Abend bestimmt schon eine Liste mit Rubriken über Vor- und Zunamen, Geburtstag, Wohnung usw. angefertigt.